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Tuesday, July 24, 2018

MountainMan Reit im Winkl: Ein gutes Ende für einen schlechten Start

(Click here for the English version)


Meine Aufgabe: 51 Kilometer, 2080-Meter-Anstieg / Abstieg

Der Tag begann nicht gut. Zwei Alarmglocken läuten, eine auf jeder Seite des Bettes, um 4 Uhr morgens. Ich setze mich verwirrt auf.

Ich beugte mich vor, um den Wecker auszuschalten, und stoß mein Glas Wasser um, das auf meine Laufkleidung fiel, die ich ordentlich auf den Boden gelegt hatte, damit ich am Morgen blitzschnell hineinschlüpfen konnte.

Plan B. Kaffee.

Ich ging auf Zehenspitzen in die Küche, wo ich die Kaffeemaschine auseinandergenommen im Trockengestell der Spüle auffand. Ich baute sie zusammen, drückte die Daumen, schaltete die Maschine ein und wurde mit allen möglichen blinkenden roten Lichtern begrüßt. Kein gutes Zeichen. Ich drückte trotzdem auf ‚Brühen‘ und wurde mit unliebsamen Schleifgeräuschen konfrontiert, und nein, nicht mit dem Mahlen von Kaffee.

Ich fing an, Tee zu machen. Während das Wasser kochte, nahm ich den Föhn mit zu meinen nassen Hosen.

Zurück in der Küche für Toast, zu der Zeit als Frank da war und die Kaffeemaschinenpanne anging. In einem Augenblick lag der Geruch gerösteter Bohnen in der Luft. Mit Kaffee in der Hand, Toast im Bauch und fünf Minuten vor dem Abflug, zog ich meine Laufkleidung und eine viel zu große Aufwärmhose von Frank an, da ich meine vergessen hatte, warf den Rest meiner Ausrüstung in eine Tasche und wir stapelten uns mit den beiden jüngsten Kindern für knapp eine Stunde nach Reit im Winkl ins Auto. Ich saß auf dem Rücksitz, so dass ich Platz hatte, um mich zu organisieren und mein Laufpaket zu lagern.

Ein Rotschwanzfuchs schoss über die Straße vor uns. Amelia kreischte. Gott sei Dank ging es sicher hinüber; es wäre sonst ein schlechtes Omen gewesen, das nicht ignoriert werden konnte.
Es war kühl um 5:30 Uhr am Start, aber zumindest regnete es nicht, obwohl die dunklen Wolken, die auf uns eintrafen, nicht viel versprachen, dass es so bleiben würde. Ich begrüßte den Lauforganisator und die Moderatoren, dann gingen wir in den Festsaal, um uns bis zum Start warm zu halten. Es gibt wirklich keine Notwendigkeit für ein Warm-up vor einem Ultra, also gingen wir für etwa 10 Minuten bis 6:00 Uhr nach draußen, wo ich von den Moderatoren nach vorne gerufen wurde, um ein kurzes Interview zu geben. Noch kaum wach musste ich mich darauf konzentrieren, diese kniffligen deutschen Worte rauszubekommen ... ‚Zweihundert Siebenundfünfzig Kilometer durch die Saharawüste‘ ...

Über die ersten hundert Meter wurden internationale Flaggen verteilt. Ich habe die „Stars & Stripe“ an der Startlinie über meinen Kopf geweht. Musik plärrte. Farbiger Rauch wurde in die Luft geschossen. Unsere Freunde und Familie jubelten. Ich war aufgeregt wie ein Kind am Weihnachtsmorgen.


Die ersten zwei Kilometer waren flach und die Gruppe blieb dicht beieinander. Der Start um 6 Uhr war für zwei Strecken: die mittlere Strecke von 39 km und die lange Strecke von 51 km. Hunde waren auch in diesem Rennen erlaubt. Ich habe auf der 51 km langen Strecke keinen, aber viele auf der 39 km langen und auch auf der "kurzen" 22 km Strecke gesehen. Wo kurz nach dem Start ein Bach unter dem Weg kreuzte, wurde zwei Hunden, die direkt hinter mir rannten, ein Bad angeboten, während der Besitzer rief: Nein! Nein!, doch hilflos hinter ihm hergezogen wurde.

Dann begann der erste Anstieg: ein 700-Meter-Steigung über etwa 5 Kilometer. Das Laufen wurde bei dieser Strecke auf  Bergsteigerschritte reduziert und als ich oben angekommen war, war ich eine Stunde ins Rennen gegangen und hatte nur noch 7 Kilometer auf dem Buckel. Puh! Es könnte ein längerer Tag sein, als ich gehofft hatte.

Es fing an zu nieseln, aber wir waren in den Wäldern geschützt und als der Abstieg begann, verloren wir 600 Meter von dem, was wir gerade hart erarbeitet hatten. Aber ich wurde im Tal von meinen fröhlichen Kindern belohnt, die an meiner Seite joggten, bis ich wieder auf den Pfaden verschwand. Es war zunächst nur ein 5km langes Stück bis zum Kilometer 18, bis ich sie wieder im Almstüberl sehen würde. Dort füllte ich meine Wasserflasche auf. Also, Schnellstopp. Ich verabschiedete mich, ging zurück in die Hügel auf eine hölzerne Plattform, die die Moore durchquerte. Die schmale Plattform ging etwa einen Kilometer bergauf neben einer Skipiste und sie hatte 5x5cm Pfosten nach etwa jedem halben Meter ... zu kurz für eine Schrittlänge ... hmmm ... .wie lauf ich das? Dann dachte ich mir, wenn ich kurze Schritte mache und meine Fersen direkt auf das Brett setze, könnte ich mich davon abdrücken und meinen Achillessehnen eine kleine Pause geben. Tricky, aber effektiv. Dann direkt zur Skipiste und der Aufstieg wurde steiler. Ich hatte vorher noch nie etwas so Steiles gemacht, es mussten mehr als 45% gewesen sein. Laufen kam nicht in Frage. Kopf nach unten. Konzentriere dich darauf, nicht nach hinten zu rutschen.

Als nächstes ging der Aufstieg weiter, aber weniger steil. Das brachte uns auf den höchsten Punkt des Kurses, den Gipfel der Steinplatte. Als wir am Vortag an ihm vorbeifuhren, konnte ich den Gipfel kaum sehen, als ich mich nach vorne lehnte, um aus dem oberen Teil meiner Windschutzscheibe zu schauen. Dort werde ich morgen rennen? Ich dachte nach. Oh, das sieht hoch aus. Als ich hinter dem Wald auf den Weiden unter dem Gipfel auftauchte, konnte ich sehr dunkle Gewitterwolken sehen und Donner nicht weit weg hören. Ich befürchtete, dass, wenn der Sturm sich in meine Richtung bewegte, das Rennen gestoppt werden könnte, so dass ich trotz des stetigen Anstiegs so schnell wie möglich weiterlief, um über den Gipfel zu kommen, bevor wir von dem Schauer getroffen werden konnten.


Ich nehme im Allgemeinen nur sehr wenige Fotos während Wettkämpfen. Während der Transviamala in der Schweiz vor ein paar Jahren habe ich ein paar Aufnahmen von einem atemberaubenden Tal gemacht, und dann im letzten Jahr während des endlosen Hochkönigman hatte ich Tränen in den Augen bei einem wünderschönen Sonnenaufgang (dann wieder Tränen in den Augen Stunden später wegen der Erschöpfung, die mich gezwungen hat, kurze Pausen zu machen, die Zeit für Fotos gaben). Aber während des MountainMan konnte ich einem schnellen Selfie am Gipfel der Steinplatte nicht widerstehen.

Endlich zum Abstieg! Plötzlich hörte ich Kinder lachen und spielen und dann war ich von Dinosauriern umgeben! Ich musste im TriassicPark mit T-Rex gewesen sein. Ein wirklich schöner Park oben auf dem Berg. Und versuchte die Sonne sich zu zeigen? Nicht wirklich, aber jedenfalls hatten sich die dunklen Wolken entfernt.

Nebel hatte sich eingelebt und eine ruhige unheimliche Umgebung geschaffen. Es waren nur 73 von uns, die die lange Strecke zurücklegten, und wir waren ziemlich zerstreut, so dass ich für einen Großteil des Rennens allein war. Aber durch die niedrigen Sträucher hoch oben auf dem Berg, durch windige schmale, von Nebel umhüllte Pfade ... Ich fühlte mich wie im Himmel. Die Flora war abwechslungsreich und als ich vorbeiging, strich ich mit meinen Fingerspitzen über das hohe Gras und bewunderte die perfekte Schöpfung der Mutter Natur.

Irgendwann trifft die Strecke wieder mit der mittleren Strecke zusammen. Ich war überrascht, immer noch Läufer aus der 39 km Strecke zu sehen. Ich war an diesem Punkt bei Kilometer 32 und war nach weiteren 4 Stunden 40 Minuten des Rennens noch 19 Kilometer vor dem Ziel. Das bedeutete, dass die Läufer der mittleren Strecke in derselben Zeit nur 20 Kilometer zurückgelegt hatten? Vielleicht waren sie Trekker, und ich sah ein Paar mit Hunden, aber trotzdem hatte es mich ein wenig verwirrt und ich fragte mich, ob ich auf dem richtigen Weg war.

Als ich mich der Hindenburghütte näherte, hörte ich meine Kinder von hoch oben auf dem Hügel schreien. Sie hatten mich noch nicht gesehen und jagten sich durch das hohe Gras. Es ist schön für mich zu sehen, dass sie sich amüsierten und wissen, dass sie hier sein wollen, auch wenn das so sein muss. Meine Tochter hat sogar mehrfach erwähnt, dass sie eines Tages auch Ultramarathons laufen möchte. Die Hindenburghütte wurde nach dem früheren Präsidenten und Hitler-Vorgänger Paul von Hindenburg benannt und diente ursprünglich militärischen Zwecken. Heute ist es ein beliebter Ort für Trekker, um ein traditionelles Essen zu bekommen oder bayerische Blaskapellemusik zu hören.

Wieder füllte ich meinen Camelbak mit Wasser, schnappte mir ein paar Apfelscheiben, tauschte ein paar Neuigkeiten mit der Familie aus und ich war auf den letzten 10 Kilometern unterwegs.

Downhill, Downhill, Downhill. Klopf auf Holz-meine Knie sind in gutem Zustand, aber solche Abschnitte sind für viele Läufer eine Qual. Der Weg traf dann auf den 22 km "kurzen" Kurs, der um 10 Uhr begann. Dann sah ich Läufer mit blauen Startnummern, die ihre Route darstellten. Zurück in Reit im Winkl, nur ein paar Kilometer vom Ziel entfernt, wurden wir zur letzten Runde des Tages zurück in die Schlucht geführt, bevor die Sportplätze in Sichtweite waren, die ich mehr als 7 Stunden zuvor zurückgelassen hatte. Dort waren wieder meine Kinder, etwa 100 Meter vom Ziel entfernt, eine auf beiden Seiten des Weges, und jeder hatte eine Fahne in der Hand. Mein Sohn mit der Österreichischen und meine Tochter mit der Amerikanischen. Sie schwungen sie neben mir her und als wir die österreichische Flagge hinter uns ließen, wo der erste österreichische Finisher sie ins Ziel bringen sollte, fuhren wir drei mit der „Stars & Stripes“ weiter, und mit einem Stich der Traurigkeit, dass es vorbei war, aber eine unübertroffenen Freude am Adrenalinstoß der Leistung, haben wir zusammen die Ziellinie überquert.


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